Weihnachten.

Die Weihnachtszeit ist für viele Menschen eine wichtige und schöne Zeit. Vor allem für christlich gläubige Menschen ist sie von Bedeutung. Aber auch für Menschen, die sich zum Jahresende hin ein bisschen Besinnlichkeit und Ruhe wünschen.

Unsere Freunde aus Ghana feierlich Weihnachten aus religiösen Gründen, haben aber bereits einige Weihnachten erlebt, in denen sie deutsche Traditionen wie den Weihnachtsbaum, den Weihnachtsmann, Gedichte, Gesang und Geschenke kennengelernt haben. Dieses Jahr war leider keiner von unserem Verein vor Ort, deshalb spielte der 24. Dezember dieses Jahr eine geringere Rolle. Der 25. Dezember ist der Tag, an dem die meisten Ghanaer sich schick machen, in die Kirche gehen und an deinem mehrstündigen Gottesdienst teilnehmen. Außerdem versucht Silas seit einigen Jahren zu Hause in unseren vier Wänden eine schöne Feier mit Essen und Trinken zu organisieren. Hauptsächlich schaut er dabei auf Kinder aus ärmeren Familien und alleinstehende Frauen mit Kindern. Er lädt ein, es wird gekocht, geredet und unser Waisenhaus ist ein offener Ort für alle, die uns besuchen oder eine warme Mahlzeit wollen. Gleichzeitig erhalten wir Spenden aus der Gemeinschaft. Nachbarn und Freunde, Verwandte der Kinder kommen vorbei und bringen Reis, Gemüse, Getränke und anderes.

Für unseren Verein ist die Weihnachtszeit eine Zeit, in der viele Menschen spenden. Es ist für uns eine Chance, unsere Aktivitäten im nächsten Jahr finanzieren zu können und mehr Menschen von unsrem Verein und unserem Ghana-Projekt zu erzählen. Das heißt, in der Weihnachtszeit wollen wir präsenter sein, in der Weihnachtszeit haben wir immer einen Stand auf dem Panitzscher Weihnachtsmarkt, in der Weihnachtszeit lassen wir Revue passieren, was dieses Jahr alles gelaufen ist und wofür wir im nächsten Jahr Spenden sammeln wollen. Wir schließen das Jahr finanziell ab und schreiben einen Abschlussbericht, den das Finanzamt immer mal sehen will. Wir sprechen mit Freunden, Bekannten und Freundesfreunden, darüber, was bei uns am dringendsten benötigt wird und wie sie spenden können. Wir informieren bei Facebook über unsere Arbeit und auf dem Weihnachtsmarkt tauschen wir uns in Persona mit Interessierten aus. Wir sind jedes Jahr glücklich über so viele Unterstützer und motiviert, im nächsten Jahr wieder alles zu geben.

Für uns in Deutschland ist Weihnachten eine Tradition. Unsere Familie ist nicht christlich, geht aber meist zu Weihnachten in die Kirche. Es gibt Kartoffelsalat und Würstchen, einen Weihnachtsbaum, Plätzchen und Geschenke. Man trifft Freunde und Verwandte und hat ein paar Tage frei. Dieses Jahr waren wir auch in der Kirche und auch wenn ich die ganze Zeremonie immer mit etwas Skepsis verfolge, hat dieses Jahr der Pastor ein paar Worte gesagt, die mich zum Nachdenken und Handeln angeregt haben. Er sagte, Weihnachten sei eine Zeit, in der man näher zusammenrücken solle, sich gegenseitig unterstützen solle, auf Menschen zugehen solle, die einem fremd sind. Ich dachte daran, wie die Nachbarn in Ghana jedes Weihnachten vorbei kommen und Spenden bringen. Ich dachte daran, wie sich Silas jedes Jahr ein Bein ausreißt, um einige Frauen und Nachbarskinder zu einem Fest ins Waisenhaus einzuladen und ich dachte daran, wie wir hier sitzen und was wohl die meisten meiner Sitznachbarn diese Weihnachtsfeiertage noch machen werden. Wie auch die sozialen Medien mit bestätigten: Essen, Couchen, Weihnachtsfilme gucken, Essen, Entspannen und wieder Essen. So beschloss ich, mir die Worte des Pastors zu Herzen und die ghanaischen Nachbarn als Vorbild zu nehmen, sammelte Süßigkeiten, Bücher und ein paar Kosmetikartikel zusammen und fuhr zum Flüchtlingsheim, was natürlich auch in meiner Heimat im Dorf seinen Platz fand. Ich wählte das Flüchtlingsheim, weil ich bisher nur von 1 Person wusste, die im Dorf mit Geflüchteten Kontakt hatte und sonst niemand etwas wusste. Das war für mich Grund genug, mir selbst ein Bild zu verschaffen. Ich empfand es dort als kalt und trostlos. Ein heruntergekommenes Gebäude, ein kleiner silberner Stern an einem der Fenster, viele Fahrräder vor dem Eingang und Kinderwagen hinter der Tür. Etwas betrübt empfand ich selbst die Abgabe der Spenden nicht als zufriedenstellend. Ich beschloss beim nächsten Mal einige der Menschen dort kennenzulernen und es als Tradition zu machen, zu Weihnachten oder auch jedesmal, wenn ich zu Hause bin, dorthin zu gehen. Und ich beschloss, diesen Text zu schreiben, damit ich vielleicht auch andere ermutigen kann, sich zu erkundigen, wo es Flüchtlingsheime, Obdachlosenheime oder Altersheim gibt und mal wirklich “etwas weihnachtliches” zu tun. Schnapp Euch euren Bruder, eure Schwester, beste Freundin, Papa oder Mama oder alle und klopft da einfach mal an. Ich fuhr mit meinem Papa hin. Wir erfuhren, dass im Flüchtlingsheim in Beucha 96 Menschen, darunter knapp 20 Kinder wohnten. Wir wussten nun, dass man einen Ausweis brauchte, um jemanden dort zu besuchen und dass es einen sehr netten Pförtner gibt, der dort die Besucher empfängt. Wir erzählten anderen davon und kamen ins Gespräch. Selbst, wenn ihr nicht viel zum Spenden habt, allein Interesse zu zeigen, sich zu informieren, frohe Weihnachten oder Hallo zu sagen, bewirkt oft schon mehr als ihr denkt. Also schnapp Euch eure neu gewonnene Besinnlichkeit und los geht’s!

In diesem Sinne sende ich euch

frohe Weihnachten aus Beucha und stellbvertretend aus Ghana von Silas, Sanatu und den Kindern.

Eure Theresia

 

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