Kampf dem Plastikmüll

Nicht nur bei uns, überall auf der Welt besteht alles Mögliche aus Plastik. Plastik ist ja auch ein tolles Produkt, biegsam und flexibel, aber trotzdem fest und wasserdicht. Das sieht die Natur leider anders. Denn sie kann mit Plastik nichts anfangen. Plastik ist ein Fremdkörper und wird nicht wieder in den natürlich Kreislauf zurückgeführt. Plastik zersetzt sich nicht automatisch und wird wieder zu neuer natürlicher Materie. Da der Mensch offensichtlich Plastik so toll findet und die Natur offensichtlich nicht, überschwemmt Plastik die ganze Erde. Es gibt Millionen von Fotos von verschmutzen Flächen, Meeren, Seen und Wiesen von Plastik. Wenn man Plastik bei Google eingibt, sind die ersten Suchfunktionen mit der Plastikverschmutzung in Verbindung zu bringen. Auch die Menschen in Ghana haben in den letzten Jahrzehnten natürliche Verpackungen aus Holz, Ton oder Kürbisschalen gegen Plastik eingetauscht. Hat es dort die Plastiklobby (oder besser Öllobby) und das Marketing großer Firmen wohl auch geschafft, das Material zum „Wanna Have“-Artikel des Jahres zu machen.

Der Unterschied zwischen Deutschland und Ghana ist, dass in Ghana so gut wie keine Müllentsorgung oder gar Recycling gibt. Der Staat kümmert sich bisher leider nicht darum, dass es nationale oder regional organisierte Trennungs-, Entsorgungs- und Wiederverwertungsmechanismen gibt. Wir hoffen natürlich, dass das in den nächsten Jahren eingeführt wird. Bis dahin vermüllt leider das Land und das Meer (Ghana grenzt im Süden an den Atlantischen Ozean) oder die Menschen verbrennen alternativ ihren Müll. Das hat für die Luft ebenfalls keine positiven Folgen.

Auch bei uns im Waisenhaus verbrennen wir den meisten Müll. Allerdings haben wir auch schon einige Recycling- oder Müllvermeidungsideen umgesetzt:

  • Plastikflaschen werden gesammelt, gereinigt und jedes Jahr neu verwendet, um selbstgemachten Saft dort hineinzufüllen. Bei Festen sind diese Säfte der Renner.
  • Damenhygieneprodukte, die auch in Deutschland extrem viel Müll produzieren, ersetzen wir schrittweise durch wiederverwendbare Menstruationstassen.
  • Wir halten Tiere und pflanzen selbst an, dadurch kaufen wir weniger verpackte Produkte.
  • Einige Kleidungsstücke, vor allem die Schuluniformen werden aus Baumwollstoffen gefertigt, nicht aus plastischen Materialien.

So lässt sich der ein oder andere etwas einfallen, damit weniger Müll produziert wird. Aber grundsätzlich gibt es in Ghana, auch wenn die Menschen dafür Bewusstsein haben, keine einheitliche Lösung und vor allem keine Müllentsorgung oder –verwertung. Emmanuel Danso (26 Jahre alt, Ghanaer-Schweizer) will nicht warten, bis die Regierung mal was macht, er nahm es selbst in die Hand. Vor einigen Monaten gründete er die Firma rePATRN. Das Ziel des ghanaischen Unternehmens ist das Recycling von Plastik. Er nutzt hierzu die digitalen Möglichkeiten. Durch eine App können Menschen melden, dass sie gesammelten Plastikmüll zu Hause haben, jemand holt den Müll ab und bringt ihn zur Recyclingstelle. Dort wird der Müll sortiert, zerkleinert und zur Wiederverwendung (Recycling) verkauft. rePATRN unterstützt sogar mit einem Teil ihrer Einnahmen die ökologische Bildung von Kindern in Ghana. Sie schreiben auf ihrer Homepage https://repatrn.com/index.html , dass sie daran glauben, dass vielleicht in Zukunft so viele Menschen von Natur aus darauf achten, kein Plastik zu verwenden, sodass das Problem des Plastikmülls obsolet wird. Eine schöne Vorstellung, aber in aller Welt vermutlich noch sehr weit weg. Vor allem, wenn man sich anschaut, wie viele Tonnen Müll Deutschland zum Beispiel jedes Jahr in andere Länder verschifft. Im Jahr 2018 waren es zum Beispiel 100.000 Tonnen nach Malaysia[1]. So wie es sich Emmanuel Danso wünscht, wünschen wir es uns auch und freuen uns bis dahin über diese kleinen Initiativen, die in Ghana oder anderen Ländern gestartet werden. Vielleicht gibt es rePATRN auch bald in Tamale und wir können unseren Müll auch darüber abholen und recyclen lassen. Wir bleiben am Ball.

PS: Falls ihr euch über das Beitragsbild wundert. Normalerweise ist es für uns kein typischen Fotomotiv, den Müll rund um unser Waisenhaus zu fotografieren, wodurch wir nicht reichlich bestück sind mit Fotos. Deshalb hier eine typische ghanaische Hütte in einem Dorf, mit und ohne Plastikbehältern davor 🙂

[1] https://www.greenpeace.de/presse/presseerklaerungen/greenpeace-plastik-aus-deutschland-vermuellt-malaysia

Add Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *